Schulgeschichte

Von den Anfängen bis zu den 1930igern

Anfänge als Lateinschule

Seit 1376

B ereits für das Mittelalter und die frühe Neuzeit sind durch Quellen einige Weikersheimer belegt, die an verschiedenen deutschen Universitäten, nämlich in Erfurt, Freiburg, Heidelberg, Wittenberg, Tübingen und Straßburg studierten. Der erste dieser Belege stammt aus dem Jahr 1376 und erwähnt einen gewissen Leupoldus de Wyggersheim als Student an der deutschen Universität in Prag. Folglich muss zur damaligen Zeit bereits eine sogenannte lateinische Schule in Weikersheim vorhanden gewesen sein. Es wird angenommen, dass diese Schule seit jeher unter der Fürsorge der Herren von Hohenlohe stand.

Lateinschule hieß seit dem Mittelalter die Schule, die ihre Schüler auf einen geistlichen Beruf oder ein späteres Studium an einer Universität vorbereitete und an der vor allem Latein unterrichtet wurde. Sie bestand oft an einer Bischofskirche oder städtischen Gemeindekirche. Nach der Säkularisierung des Kirchenguts durch die Reformation konnte sie auch als Fürstenschule oder städtische Schule bestehen.

Das Haus Hohenlohe ist ein fränkisches Adelsgeschlecht des Hochadels. Als älteste Vertreter des Hauses Hohenlohe gelten die seit 1153 erwähnten Brüder Heinrich und Konrad von Weikersheim. Das Herrschaftsgebiet des Hauses Hohenlohe erstreckte sich über die später nach ihm benannte Hohenloher Ebene zwischen Kocher, Tauber und Jagst. Im Lauf des Mittelalters gelang es, dass Hohenlohe ein fast geschlossenes Territorium bildete.

Die Herren von Hohenlohe wurden 1450 in den Reichsgrafenstand erhoben. Zur Zeit der Reformation wurden die Grafen von Hohenlohe protestantisch, abgeschlossen wurde dieser Prozess im Jahr 1556. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Gebiet schließlich in ein Fürstentum umgewandelt und die Herrscher erhielten fortan den Titel Fürsten von Hohenlohe.

Entstehung des ersten Schulhauses

G raf Wolfgang II. von Hohenlohe (1546-1610) stellte zu Beginn seiner Regentschaft in Weikersheim im Jahre 1586 fest, dass es um das Schulwesen nicht sehr gut bestellt sei. So berichtet das Weikersheimer Stadtbuch von 1556-1600, es sei auch um „die Schuel zu gedachtem Weikerßheim gantz vbel bestellet, dahero dan erfolget, daß der Burgerschaft Kinder verseumet, und man dern wenig findet, auch wol von Raths Personen, die schreiben und lesen Könden“.

Zudem war kein eigenes Schulhaus vorhanden, der Schulmeister musste den Unterricht stattdessen in seinem eigenen Haus abhalten. Im Weikersheimer Stadtbuch von 1737 ist hierüber folgendes zu lesen:

„Das Schulhaus betreffend, so ist vor Herrn Graf Wolfgang des II. Zeiten keines hier gewesen, das absonderlich zum Schul halten gewidmet gewesen wäre, sondern es hat der Schulmeister oder Praeceptor in seiner eigenen oder gemieteten Behausung Schul halten müssen“.

Graf Wolfgang, der auch das Weikersheimer Renaissance-Schloss erbauen ließ, war es schließlich, der um das Jahr 1600 den Auftrag zur Erbauung eines Schulhauses gab, wie in der sogenannten Oberamtbeschreibung von 1879 nachzulesen ist. Die Stadt hat daraufhin, so berichtet das Weikersheimer Stadtbuch von 1737, „ein Bürgerhaus gekauft und zu einer öffentlichen Schul, auch Wohnung vor die Schul Bedienten aptieren lassen, wie dasselbe noch auf dem Markt stehet“.

Das neue Schulhaus war ausgestattet mit je einer eigenen Stube für „diejenigen Knaben, welche Lust zum Studieren bezeigten, für die, so allein Deutsch lernten, und für die Mägdlein, die von einer Weibsperson unterrichtet wurden“.

Um 1600

Als Schulmeister bezeichnete man früher Lehrer, die kein Hochschulstudium absolviert hatten und an Dorfschulen oder niederen Schulen in den Städten (Volksschulen, Bürgerschulen) tätig waren. Eine förmliche Lehrbefähigung wurde lange nicht gefordert, meist genügten Lehrproben oder andere Eignungstests für eine Anstellung des Bewerbers.

Präzeptor (von lat. praeceptum = Vorschrift, Lehre) war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit die Bezeichnung für den Lehrer, besonders für den Hauslehrer. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde damit aber auch der Lehrer von Lateinschulen und anderer höherer Schulen bezeichnet. .

Ansicht des ehemaligen Schulgebäudes am Marktplatz vor seinem Abriss im Jahr 1978

Heutige Ansicht: das Hotel Laurentius (links) befindet sich nun an eben dieser Stelle; daneben (rechts) das Weikersheimer Rathaus

Es wurde damals an vier Tagen in der Woche je sechs Stunden unterrichtet. Der Unterricht in der Volksschule begann mit dem Buchstabieren des ABC. Neben Schreiben und Rechnen mussten Katechismus, Bibelsprüche und Psalmen auswendig gelernt werden. Jeden Tag sollte eine Singstunde gehalten werden. Der Graf bestimmte damals, die Lehrer sollten nicht gleich „die Schüler bei den Haaren ziehen, um die Köpf schlagen, überhaupt aber ziemlich Maß halten zur Besserung der Kinder und nicht zur Abschreckung vor der Schule“ (Weikersheimer Stadtbuch von 1737). Als Präzeptoren der Schule fungierten vielfach Theologen. Der bekannteste Präzeptor war der allerdings der Organist und Komponist Erasmus Widmann (1572-1634). Er unterrichtete Latein, Singen und Instrumentenspielen und wirkte als Organist in den Jahren von 1602 bis 1613 in Weikersheim.

Später wurde die Lateinschule mit dem Diakonat verbunden und 1810 waren die Diakone zugleich Präzeptoren. Zur damaligen Zeit zog man auch in ein neues Schulhaus um, das man bis Mitte des 20. Jahrhunderts nutzte. Dieses Gebäude wurde 1745 in der nach ihm benannten Schulstraße errichtet.

Gebäude der damaligen Latein- sowie der nachfolgenden Realschule in der Schulstraße 7

Umwandlung in eine Realschule

1899

Die Wurzeln der realen Bildung (von lateinisch res = „Sache, Gegenstand“) finden sich bereits im Mittelalter. Ziel der sogenannten realen Schulbildung war es, im Gegensatz zu den Lateinschulen, sogenannte Realien wie Naturwissenschaften und moderne Sprachen zu unterrichten und im Gegenzug auf Latein zu verzichten. Diese Forderungen verstärkten sich im Zeitalter der Aufklärung und insbesondere, als sich ab dem 18. Jahrhundert in den Städten zunehmend ein starkes Bürgertum entwickelte. Ab dem Jahr 1832 wurden in Preußen schließlich Abschlüsse an einer Realschule (häufig auch Bürgerschule genannt) anerkannt. Damit schob sich in der Folge die Realschule als Schulform rechtlich zwischen das Gymnasium (bzw. die bestehende Lateinschule) und die Volksschule.

I m Lauf des 19. Jahrhunderts wurden von verschiedenen Seiten Forderungen laut, die Lateinschule in eine Realschule umzuwandeln. Einerseits war dies der Tatsache geschuldet, dass von den Lateinschülern nur eine kleine Anzahl ein Studium anstrebte, der weitaus größere Teil sich jedoch dem Handels- und Gewerbestand zuwandte. Daher wäre für Weikersheim also eine Realschule die zweckentsprechende Schule gewesen.

In Weikersheim versuchte die Lateinschule daraufhin, im Stundenplan typische Realfächer zu berücksichtigen. Im Jahr 1889 bestand der Unterricht beispielsweise nicht nur aus den Fächern Religion, Latein, Geschichte, Singen, Schönschreiben, Zeichnen und Turnen, sondern auch aus den Fächern Deutsch, Geographie, Französisch, Rechnen und Naturbeschreibung.

Alle Fächer wurden damals von einem einzigen Lehrer unterrichtet. Ebenso wurde zur damaligen Zeit vierteljährlich Schulgeld eingezogen. Dieses betrug jeweils 6 Mark für die unteren Klassen und 8 Mark für die oberen Klassen. Die Schülerzahl betrug im Schnitt etwa 30 Schüler.

Die Umwandlung in eine Realschule mit fakultativem Lateinunterricht anstelle der bisherigen Lateinschule wurde schließlich am 1. April 1899 vollzogen. In der Tauber-Zeitung ist hierzu folgender Bericht zu lesen:

„Weikersheim. Nachdem nunmehr für die neu zu errichtende Realschule hier ein Reallehrer ernannt ist, der seine neue Stelle bereits am 1. April antreten wird, soll mit diesem Tag unsere langjährige Lateinschule dem überwiegenden Wunsch der Stadt zufolge in eine einklassige Realschule verwandelt werden. Ein Hauptvorzug besonders auch für etwaige auswärtige Schüler, die später das Realgymnasium besuchen sollen, besteht darin, dass in Fortsetzung der Lateinschule wenigstens fakultativer Lateinunterricht vom seitherigen Stadtpfarrer - Präzeptor erteilt werden wird. Da noch für die meisten akademischen Studienfächer die Kenntnis des Lateinischen notwendig ist, wird es auf diese Weise für Weikersheim und Umgebung ermöglicht, die Vorteile der Realschule ohne Verzicht auf eine möglichst allgemeine Auswahl des späteren Universitätsstudiums zu genießen. So hoffen wir auf zahlreichen Besuch unserer Schule auch aus unseren Nachbargemeinden…“

Der Unterricht an der Realschule hatte einige Änderungen im Vergleich zur Lateinschule erfahren. Etwa im Jahr 1920 erhielt der Stundenplan folgende Fächer: Rechnen, Französisch, Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Geometrie, geometrisches Zeichnen, Schreiben, Singen und Turnen.

Umwandlung in eine private Schule

O bwohl man mit der Umwandlung der Schule dem Wunsch vieler Weikersheimer Bürger nachgekommen war, hatte die neu entstandene Realschule immer wieder mit geringen Schülerzahlen zu kämpfen. Als zusätzlich allgemeine staatliche Abbaumaßnahmen erfolgten, wurde die Schule 1924 vom württembergischen Staat aufgegeben und es erfolgte die Umwandlung der bisher öffentlichen in eine private Schule mit der Bezeichnung Gemeinde-Realschule Weikersheim. Unterhaltsträger der Schule war fortan die Gemeinde Weikersheim. Die Schülerzahl bewegte sich in den Folgejahren zunächst um die 30. Eine Statistik aus dem Jahr 1927 liefert folgende Daten:

1924

Realschule Weikersheim Unterhaltsträger Klassenzahl Schülerzahl
1klassig die Gemeinde 3 27
Realschule Weikersheim Unterhaltsträger
1klassig die Gemeinde
Klassenzahl Schülerzahl
3 27

Aufteilung der Schüler & Klassen

Sexta (1. Lehrg.-Stufe)
Quinta (2. Lehrg.-Stufe)
Quarta (3. Lehrg.-Stufe)
Lehrkräfte
  • 1925/2634 Schüler

  • 1926/2727 Schüler

  • 193234 Schüler

  • 193819 Schüler

  • 193926 Schüler

  • 194021 Schüler

  • 194119 Schüler

In den 1930er Jahren bewegten sich die Schülerzahlen weiterhin auf niedrigem Niveau und nahmen bis Anfang der 1940er Jahre insgesamt ab.

Der Zweite Weltkrieg führte schließlich dazu, dass am 1. Juni 1941 die Schule vorübergehend wegen allgemeinen Lehrermangels geschlossen wurde. Einen Monat später, am 1. Juli 1941 wurden die Geräte und Lehrmittel der Realschule an die Volksschule Weikersheim übergeben und der einzige Lehrer, Studienassessor Keppler, wurde nach Maulbronn versetzt.